Gewichtsdiskriminierung hat viele Gesichter. Einige Formen der Gewichtsdiskriminierung sind sehr direkt und damit offensichtlich, andere sind versteckter oder begegnen uns sogar als vermeintliche Form der Hilfe.
Gewichtsdiskriminierung in Form von Beleidigungen
Meist werden – wenn überhaupt – nur die Beleidigungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Die Kreativität der Täter ist hierbei begrenzt und Schmähungen wie „fette Sau“ und „Deutsche Panzer rollen wieder“ haben eine lange Tradition. Doch der emotionale Druck auf dicke Menschen beginnt oft noch bevor sie im normalen Alltag sichtbar werden, bereits im Kindergarten sind Spottreime wie „dicke, fette, Arschboulette“ leider nicht die Ausnahme.
Wie begrenzt diese Kinder teilweise Hilfe von Erziehern und Lehrern erwarten können, zeigen uns Fälle wie der einer Mutter, die das Mobbing durch Klassenkameraden thematisierte und als Antwort bekam, ob sie ihr Kind nicht einer Diät unterziehen wolle, um die Integration in den Klassenverband zu erleichtern.
Gewichtsdiskriminierung durch Förderung von Vorurteilen
Weniger offensichtlich ist Diskriminierung, die in das Gewand der Fürsorge gehüllt ist, so starteten im Jahr 2007 Union und SPD einen Kampagne mit dem klangvollen Namen „fit statt fett„, die Kinder und Jugendliche für einen nach Vorstellung von Ulla Schmidt (SPD) und Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) gesünderen Lebensstil begeistern sollte – und diskriminierte. Der Titel der Kampagne schloss die Möglichkeit eines fitten dicken Menschen gänzlich aus. Der unglückliche Slogan wurde inzwischen sogar von einem Unternehmen übernommen, das zweifelhafte Produkte mit bioaktiven Inhaltsstoffen vertreibt.
Nur ein Jahr später hat die Ernährungswissenschaftlerin Linda Bacon, Ph. D. mit Ihrem Buch Health at Every Size: The Surprising Truth About Your Weight diesem Vorurteil die Stirn geboten. Während sich daraus in den USA eine eigene Bewegung im doppelten Sinn formte, ist Haelth at every Size (HAES) bisher nicht bis nach Deutschland vorgedrungen. Noch heute ist das Buch nur in englischer Sprache erhältlich und „rund und gesund“ ein Ansatz, der in Deutschland weder von der Politik noch von Sporteinrichtungen verfolgt wird.
Gewichtsdiskriminierung durch Ausschluss
Eine von der übrigen Gesellschaft unbemerkte Form von Gewichtsdiskriminierung ist der Ausschluss, weil er selten öffentlich stattfindet. Dicke Menschen werden hier höflich beiseite genommen und bekommen z.B. mitgeteilt, dass sie nicht Organspender werden können oder dass man sie nicht in den Wanderchor aufnehmen möchte, weil man von einer unzureichenden Fitness ausgeht. Auch Fälle, wie das dicke Paar, das wegen seines Gewichts kein Kind adoptieren durfte, finden sich nur selten in der Presse sind aber Teil der täglichen Realität.
Selbst vom Sport werden dicke Menschen ausgeschlossen, obwohl sie von vielen Seiten exakt dazu aufgefordert werden. Plötzlich liegt die Kündigung des Fitnessstudios im Briefkasten und erst auf eindringliche Nachfrage hin erfährt man, dass sich mehrere Kunden über den abstoßenden Anblick beschwert haben.
Gewichtsdiskriminierung durch ungeeignete Ausstattung
Nichts kann eine Feier im Familienkreis so nachhaltig ruinieren wie ein schlechtes Sitzmöbel. So wie ein dünner Mensch sich ein Sitzkissen bei einem sehr harten Stuhl wünscht, wird sich ein hochgewichtiger Mensch einen breiteren Stuhl wünschen. Im Restaurant lässt sich das oft in Form einer Bank realisieren, doch das Eis im Sommer mit Freunden ist dicken Menschen oft nur möglich, wenn sie auf allen Komfort verzichten und auf der vordersten Kanten des Stuhls Platz nehmen – sofern es sich nicht ohnehin um einen viel zu instabilen Stuhl mit dünnsten Beinchen handelt.
Neben der Diskriminierung durch andere Sportbegeisterte wie Achim Achilles wird dicken Menschen die Teilnahme am Sport auch in Form der Ausstattung erschwert. Die meisten Geräte sind auf ein Maximum von 100 kg ausgelegt. Kompakte Geräte jenseits dieses Limits sind nur mit einem unverhältnismäßig hohem Preisaufschlag zu erwerben oder werden schlicht nicht angeboten.