Zum Einfluss der Berichterstattung über dicke Menschen auf Gewichtsdiskriminierung

Vorbehalte gegen dicke Menschen sind abhängig von kulturellen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen. In den USA haben SoziologInnen nun untersucht, wie die Berichterstattung über das Phänomen Dickleibigkeit die Wahrnehmung dicker Menschen beeinflusst.

Dazu wurden Studierende an unterschiedlichen Orten in den USA in jeweils vier Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe bekam einen Text zu lesen, der „Adipositas“ als eine Epidemie, also als ein nationales Gesundheitsproblem definierte. Eine weitere Gruppe wurde ein Text vorgelegt, in dem „Adipositas“ als eine Frage der Eigenverantwortung präsentiert wurde. Eine dritte Gruppe las einen Text, indem der Ansatz vertreten wurde, Gesundheit sei mit jedem Gewicht möglich und Gesundheitsförderung sollte vom Ziel Gewichtsreduktion Abstand nehmen. Und die vierte Gruppe bekam schließlich einen Text vorgelegt, der Dicksein als Teil der gesellschaftlichen Vielfalt (Diversität) propagiert und sich aus menschenrechtlichen Motiven gegen die Diskriminierung dicker Menschen stellt – unabhängig von der Frage nach eventuellen gesundheitlichen Risiken.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Studierenden, deren Texte „Adipositas“ als ein gesellschaftliches Problem bzw. als eine Frage der Eigenverantwortung definierten, waren häufiger der Überzeugung, dass Körperfett grundsätzlich gefährlich ist, und dass dicke Menschen mehr für ihre Krankenversicherung zahlen sollten. Zudem teilten sie häufiger  körperfettfeindliche Einstellungen (anti-fat-attitudes). Umgekehrt zeigten die Studierenden, die einen Text zu lesen bekamen, der sich für einen holistischen, nicht körperfettfeindlichen Ansatz der Gesundheitsförderung bzw. für die Anerkennung dicker Menschen als Teil der gesellschaftlichen Vielfalt einsetzte, dickenfreundlichere Einstellungen als die LeserInnen der ersten beiden Texte. Sie waren seltener der Meinung, dass Körperfett immer und grundsätzlich gefährlich ist, oder dass Dicke mehr für ihre Krankenversicherung zahlen sollten, und sie zeigten seltener körperfettfeindliche Einstellungen.

Auffallend war, dass die dickenfreundlichen Positionen bei den LeserInnen des „fat rights“ Artikels, also des Textes, der sich aus grundsätzlichen menschenrechtlichen Motiven für die Anerkennung dicker Körper einsetzte, noch einmal deutlich ausgeprägter war als bei den LeserInnen des Artikels mit dem Schwerpunkt „Gesundheit mit jedem Gewicht“. Im Fazit plädieren die AutorInnen daher für einen Ansatz, der die grundsätzliche Anerkennung dicker Menschen als Teil der gesellschaftlichen Vielfalt in den Mittelpunkt stellt, weil sich so Gewichtsdiskriminierung am wirksamsten bekämpfen lasse.